Emstek: Südoldenburg gibt grünes Licht – unter einer Bedingung

Die letzte der fünf Bezirksversammlungen des Pferdestammbuchs Weser-Ems in Südoldenburg zur Frage einer Fusion mit dem Ponyverband Hannover hatte schon im Vorfeld für heftige Kontroversen gesorgt. In Emstek wurde nun getagt und ein Kompromiss beschlossen.

Die negative Darstellung der wirtschaftlichen Situation des Verbandes und die fehlende Prüfung von alternativen Partnern, wie dem Oldenburger Verband, hatte der Südoldenburger Bezirksvorsitzende Manfred Weilage in einem offenen Brief an den ersten Vorsitzenden Egon Wichmann beklagt (EQUITARIS berichtete).

Zu beiden Aspekten bezog Egon Wichmann nun auch bei der Versammlung in Emstek klar Stellung: „Nein, und Verband ist nicht pleite, aber eine weitere Selbstständigkeit mit einem eigenen Zuchtleiter können wir uns angesichts eines 30-prozentigen Rückgangs unserer Mitglieder- und Stutenzahlen in den letzten zehn Jahre in der Zukunft nicht mehr leisten.“ Auch sei der Oldenburger Verband keine Option: „Der noch zu bestimmende Nachfolger des derzeitigen Zuchtleiters hat an die 11.000 Stuten zu betreuen. Da sind wir nicht das fünfte, sondern das siebte Rad am Wagen.“

Doch dies rechtfertige laut Manfred Weilage noch lange nicht, dass man „die Katze im Sack kaufe“. Zwar sei das Thema Fusion, wie Weilage anhand eines Blicks in die Historie des Verbandes zeigte, gerade in den letzten zehn Jahren immer mal wieder zur Sprache gekommen, aber die erfolgreiche Marke „Ponys aus Weser-Ems“ müsse unter allen Umständen erhalten bleiben. Ob und wie dies im Falle einer Fusion geschehen könne, diese Antworten bliebe der Vorstand aber schuldig und gebe statt dessen mit der für Mai anberaumten Delegiertenversammlung zwecks Abstimmung über die Fusion einen viel zu knapp bemessenen Zeitrahmen vor.

In dieses Horn stieß auch der Neu-Hengsthalter und Delegierte Lukas Fischer: „Wir können mit diesen wenigen, bislang bekannten Fakten nicht im Sinne unserer Züchter über die Zukunft des Verbandes entscheiden. Es liegen z.B. keine konkreten Zahlen vor, ob und welche Einsparungsmöglichkeiten überhaupt bestehen.“ Auch fehlten hinreichende Informationen zur Struktur und Organisation.

„Der Arbeitskreis, der nach dem Beschluss der Delegierten, dass beide Verbände Gespräche miteinander aufnehmen sollten, zusammengefunden hat, hat Anfang des Jahres einmal getagt“, erläuterte Weser-Ems-Vorstandsmitglied Siegfried Göhner. „Da war zugegebenermaßen nicht genügend Zeit, hinreichend alle Details zu klären.“ Das sei die Aufgabe der Vorstände in der Zukunft. „Allerdings macht die Behandlung solcher Fragen, die ja dann auch Rechtsberatung nach sich ziehen und entsprechend kostenintensiv sind, nur Sinn, wenn die Vorstände von den Delegierten den klaren Auftrag erhalten.“ Es gehe um das Grundsätzliche: Fusion vorantreiben oder nicht?

Dazu stellte Joachim Glienke, Vorstandsmitglied in Hannover und Vorsitzender des Bezirksvereins Stade sowie Mitglied des Arbeitskreises und als Gast in Emstek anwesend, einmal die Hannoversche Sichtweise dar: „Wenn ich mich so umgucke in unseren Bezirken, dann fehlen uns die jungen Leute, die die Zuchtarbeit der Älteren einmal fortsetzen werden.“ Glienke sieht eine Fusion positiv, zumal man sich kenne und die Verbindungen zwischen Hannover und Weser-Ems schon immer gut gewesen seien. Sein Appell: „Wir wollen aus zwei Traditionsverbänden einen Zukunftsverband machen.“ Dass dies am Ende aber auch Kompromissbereitschaft verlange, verhehlte Glienke nicht.

Mareile Oellrich-Overesch, Zuchtleiterin und Geschäftsführerin in Weser-Ems, hob den züchterischen Aspekt hervor: „Bei aller Diskussion, um Zahlen, Logos, Namen usw. darf die Zucht nicht aus dem Blick geraten. In vielen der von uns betreuten 30 Pony- und Pferderassen sind die Populationen inzwischen viel zu klein, um noch selektieren und damit richtige Zuchtarbeit betreiben zu können. Eine Vergrößerung der Population würde hier eine erhebliche Verbesserung darstellen.“

Dies sei alles richtig und man sei einer Fusion mit dem Ponyverband Hannover auch grundsätzlich nicht abgeneigt, so der Tenor aus dem Plenum in Emstek, aber ohne weiterreichende Fakten könne das „Go!“ nicht erteilt werden.

Der Vorschlag von Siegfried Göhner, wie geplant über die Ergebnisse weiterer Zusammenkünfte des Arbeitskreises im Rahmen der im Mai anstehenden Delegiertenversammlung ausführlich zu berichten und dann zusätzlich bei weiteren Bezirksversammlungen, die gemeinschaftlich veranstaltet werden, auch die Züchter entsprechend zu informieren, wurde angenommen. Anschließend sollen zu den Bereichen Finanzen, Verbandsstruktur, Öffentlichkeitsarbeit etc. eigene Arbeitsgruppen gebildet werden. Nur so könnten effizient die vielen anstehenden Detailfragen geklärt werden.

Eine Abstimmung der in Emstek anwesenden Züchter wurde zwar nicht durchgeführt, wie auf den anderen Bezirksversammlungen. Der Vorsitzende Manfred Weilage stellte aber fest, dass die Mitglieder für eine Fortführung der Gespräche (Arbeit etc.) mit Hannover sind, wenn ihnen weitere Details vorliegen.