Ende Mai war es soweit! Im Sattel des 14-jährigen Nebo General Pride-Sohnes Golden Gate N aus der Zucht von Kerstin Hansen-Baig feierte Ricarda Franziska Peukert nach ihrem neunten auch ihren zehnten S-Sieg - dabei knackte das Paar erneut die 70-Prozent-Marke! Doch aller Anfang war schwer - und der begann genau sieben Jahre vor dem vergoldeten Erfolgswochenende.

"Er mag mich überhaupt nicht", sagte Ricarda zu ihrer Mutter Gudrun Isabell, als Golden Gate N damals rückwärts aus der ersten A-Dressur rannte. Eigentlich kam der Hengst nur zur Ausbildung zu Familie Peukert und sollte den Stall nach eineinhalb Jahren wieder verlassen. Bereits eine Woche nach seiner Ankunft in Münster ging es zum besagten Turnier und nach zwei missglückten A-Dressuren konnten die beiden eine E-Dressur gewinnen. Der Richterkommentar "vermutlich werden wir von dem Paar noch viel hören" war in Seppenrade nicht nur motivierend, am Ende hat er sich auch bestätigt! Nachdem die eineinhalb Jahre Ausbildungszeit zu Ende waren, wollte Ricarda ihren "Goldi" nicht wieder gehen lassen und Familie Peukert kaufte ihn.

"Im Umgang war er schon immer toll", blickt Ricarda zurück, "aber beim Reiten hat er mich oft an der Nase herumgeführt." Ihre Mutter war diejenige, die ihre Tochter immer wieder motivierte. Sie selbst ritt früher Dressur bis zur schweren Klasse und unterstützte Ricarda bei der Ausbildung ihres Hengstes - seit drei Jahren allerdings ausschließlich vom Boden aus. "Sie ist auch meine Trainerin. Natürlich gibt es auch mal Meinungsverschiedenheiten, aber das ist ja ganz normal. Nach kurzer Zeit sind sie wieder wie weggeblasen."

Gemeinsam absolvierten Ricarda und "Goldi" das Reitabzeichen, mischten erfolgreich in der Pony-FEI-Tour mit, platzierten sich beim Hamburger Pony-Derby an dritter Stelle und fuhren zu den Deutschen Jugendmeisterschaften. "Als ich aus dem Ponyalter raus war, haben wir einfach mal die fliegenden Wechsel probiert", erzählt die heutige Medizinstudentin. Der Wechsel nach links klappte bereits nach zwei Wochen, der Wechsel nach rechts klappte erst nach zwei Jahren "so richtig". "Goldi sprang den fliegenden Wechsel zwar nach rechts, aber das sah total merkwürdig aus. Irgendetwas stimmte mit der Flugphase nicht." Der Knoten platze in einer Reitstunde, in der Ricarda zunächst herunter fiel. "Danach klappte es auf einmal!"

2017 wagten die beiden den Sprung in die Klasse M, die erste Schleife gab es wenige Monate später in Unna-Massen. Ein weiteres Jahr später stand die erste S*-Dressur auf dem Programm, im Mai 2018 wurden Ricarda und Golden Gate N mit der ersten Platzierung in der schweren Klasse belohnt. Ganz vorne in der Siegerehrung standen sie im Juni in Lohmar-Hausdorp. "Mittlerweile ist Goldi ein echter Musterschüler auf dem Turnier und lebt sich überall schnell ein", freut sich seine Reiterin. "Ich kann mich noch ganz genau an Weihnachten 2016 erinnern, als ich so getan habe, als wollte ich eine Pirouette reiten - und hoffte, dass das niemand sieht! Das eineinhalb Jahre später der erste S-Sieg folgte, hätte ich mir damals nicht träumen lassen."

Das Medizinstudium in Berlin ist Ricardas Herzenswunsch. Der ursprüngliche Plan, Goldi Zuhause in Münster zu lassen und jedes Wochenende mit der Bahn zurückzufahren, wurde schnell über den Haufen geworfen. Jetzt pendeln die beiden gemeinsam - und Goldi geht immer mit. So können die beiden auch weiter im Turniersport unterwegs sein, neben den Landesmeisterschaften und der DJM haben die Zwei auch erste internationale Starts im Kopf.

Das Goldene Reitabzeichen bekommen Ricarda und Golden Gate N Anfang Juli verliehen. Als Ort hat sie sich ihren Heimatverein Erbes-Büdesheim in Rheinland-Pfalz ausgesucht. "Vielleicht können wir im August doch noch feiern, trotz Corona. An diesem Erfolg sind so viele Menschen beteiligt, bei denen ich mich gerne bedanken möchte!"