Heide: Svea Matzick erfüllt sich Lebenstraum

Für Svea Matzick aus Heide in Schleswig-Holstein stand schon früh fest: „Wenn ich groß bin, werde ich Ponys züchten!"

Die 47-Jährige stammt zwar nicht aus einer Reiterfamilie, verbrachte in ihrer Jugend dennoch jede freie Minute im Reitstall.Dort wurde der Ponysport auf einem guten Niveau betrieben und sie habe viel gelernt.

Natürlich kommt es im Leben oft anders als gedacht, die Prioritäten lagen eine Zeit anderweitig, doch nachdem ihr Sohn Christopher dann selbst mit dem Reiten anfing, flackerte der damalige Wunsch des Züchtens wieder auf. 2015 wurde die damals fünfjährige Mentano K-Tochter Cherry-Kiss erworben, die von Sveas Sohn ausgebildet und bis 2017 erfolgreich auf Turnieren bis Springpony-L vorgestellt wurde. Dies war allerdings schon am Ende seiner Ponyzeit.

Tatsächlich fing die Zucht dann auch mit Cherry-Kiss an. Das erste Fohlen, Charmanten Lütt Sünnschien SCM, wurde 2019 geboren und stammt von dem Connemara-Hengst Dexter Leam Pondi ab, ebenso wie das zweite Fohlen, welches 2020 das Licht der Welt erblickte und auf den Namen Charmanten Blinkfür SCM hört.

Die Fohlen kommen alle im eigenen Stall zur Welt. „Ich baue behutsam ein Vertrauensverhältnis auf, was auch für den späteren Umgang mit Kindern wichtig ist. Ich bilde die Ponys so weit aus und arbeite mit ihnen, bis ein Reiter aufsteigen kann."

Equitaris: Ihre Präferenz liegt auf Springponys - wie kam es dazu?
Svea Matzick: Ich komme selbst aus dem Springsport, mein Sohn auch. Bei Dressurponys können Erwachsene die Ponys gut einstellen, aber im Parcours müssen die Ponys für und mit den Kindern kämpfen. Das finde ich beeindruckend und fasziniert mich am Ponyspringsport.

Welche Hengste wählen Sie für Ihre Stute/n und wie selektieren Sie diese?
Auf Dexter Leam Pondi bin ich durch Zufall gestoßen. Ich habe Del Piero fünfjährig beim Bundeschampionat gesehen und war sofort Fan. Die erste Stute, mit der ich züchten wollte, war aber nur 1,42 Meter und Cherry ja auch nur 1,43 Meter. Da war er einfach zu klein. Also habe ich mir seinen Vater angesehen. Dazu kam, dass wir kurz danach selbst zwei Dexter Leam Pondi-Nachkommen zur Ausbildung hatten und diese Ponys mich einfach begeistert haben.

Welchen Hengst haben Sie für die kommenden Fohlen gewählt?
Dieses Jahr erwarte ich ein Fohlen von Rex the Robber und eins von Jimmerdor de Florys. Für Rex the Robber habe ich mich entschieden, weil er aus einer hocherfolgreichen Stutenlinie kommt. Seine Mutter und die Mutter-Mutter waren sporterfolgreich. Für Jimmerdor de Florys habe ich mich tatsächlich wegen seiner Eigenleistung bei einer Größe von 1,43 Meter entschieden. Obwohl er so klein ist, war er mehrfach erfolgreich bei den Europameisterschaften. Meiner Meinung nach sollte aber auch auf die Stute großen Wert gelegt werden.

Was halten Sie von der Anpaarung Pony mit Warmblut?
Das kommt für mich darauf an, ob man ein „Endprodukt“ oder ein „Zuchtprodukt“ bekommen möchte. Wenn ich „nur“ ein Sportpony ziehen möchte, kann man gut Warmblut und kleines Pony kreuzen (wie bei mir dies Jahr Jimmerdor de Florys x Cassini II), will ich allerdings einen Hengst ziehen oder eine Stute, mit der ich weiter züchten möchte, versuche ich es zu vermeiden, Warmblut und Welsh B oder sogar A im Pedigree zu haben.

Was ist Ihr Zuchtziel?
Sporterfolgreiche Ponys, die kein Problem mit der FEI-Messung haben und von Kindern zu händeln sind. Außerdem bin ich der Meinung, dass wir mehr international erfolgreiche Springhengste nutzen sollten. Daher arbeite ich eng mit dem Syndicat Linaro zusammen und bestelle dort regelmäßig Samen der Top-Ponyhengste.

Was ist Ihr sportliches Ziel?
Ich möchte Ponys züchten, die das Potenzial haben, in den besseren Ponysport zu gehen. Das aktuell sportliche Ziel wäre eine Teilnahme von Leni (Hansen) und Cherry-Kiss  beim Preis der Besten und bei den Deutschen Jugendmeisterschaften.

Nach dem Absetzen des zweiten Fohlens 2020 ging Cherry-Kiss zu Leni Hansen in den Stall. Die mittlerweile 13-Jährige war Svea beim Training aufgefallen.
„Leni hat mit ihrem damaligen Scheckpony Holly für den Springreiter-Wettbewerb geübt, und das Pony wurde von Sprung zu Sprung schneller. Leni blieb vollkommen ruhig und kam auch in der Bewegung immer mit, obwohl die ganze Sache schon etwas wild wurde. Auch ihre Mutter Anja, die zuschaute, blieb entspannt. Da dachte ich mir „das sind meine Leute", erzählt Svea lachend.
Sie bot Lenis Mutter an, ihrer Tochter Cherry-Kiss zur Verfügung zu stellen, sobald diese reiterlich in der Lage war, das Pony zu händeln. Gesagt, getan. „Dass das so gut funktionieren würde, das hat damals keiner von uns geahnt."

Wie stehen Sie grundsätzlich zu dem Thema „Pony zur Verfügung stellen“?
Sowohl ich als auch mein Sohn hatten immer Ponys oder Pferde zur Verfügung. Das kann für beide Seiten eine Win-Win-Situation sein, wenn die Ponys vernünftig geritten und vorgestellt werden und der Züchter diese dann gut verkaufen kann.
Ich habe damals bewusst bei den Reitern der kleinen Prüfungen geschaut, nicht bei den Reitern, die schon DJM reiten. So kann man den Reiter mit aufbauen und formen und er kann mit dem gut ausgebildeten Pony wachsen und von ihm lernen. Das Gelernte kann er dann später, wenn er mehr Routine und Erfahrung hat, an jüngere Ponys weitergeben.

Worauf achten Sie dabei?
Ich lege Wert auf Etikette im Reitsport. Ich mag es, wenn die Kinder und auch die Eltern eher ruhig sind und keine Selbstdarsteller. Wichtig ist mir ein fairer Umgang mit dem Partner Pony. Bockige und weinende Kinder, die nach einer nicht so guten Vorstellung an dem Pony herumzerren und ihm dann auch noch die Schuld geben, das ist für mich nicht in Ordnung. Die Kinder müssen lernen, mit Misserfolgen klarzukommen und ich erwarte einen ordentlichen Umgangston aller Beteiligten.

Viel Erfolg für die Saison 2023!