Interview: Hannover und Weser-Ems bald eins?

Der Ponyverband Hannover ist Gesprächen nicht abgeneigt, doch wie sehen es die Züchter aus Weser-Ems? EQUITARIS hat bei der Zuchtleiterin Mareile Oellrich-Overesch nachgefragt... 

Frau Oellrich-Overesch, Ende April entschied die Delegiertenversammlung des Ponyverbandes Hannover, Gespräche mit dem Pferdestammbuch Weser-Ems aufzunehmen (EQUITARIS berichtete). Kommt jetzt die Fusion beider Verbände?

Mareile Oellrich-Overesch: Nein, zunächst einmal ging es lediglich darum, ein Stimmungsbild einzuholen, ob seitens der Hannover’schen Ponyzüchter überhaupt Gespräche mit Weser-Ems geführt  werden sollen.

Dazu kam ein klares Ja aus Hannover. Wie geht es jetzt weiter?

Mareile Oellrich-Overesch: Am 31. Mai werden wir im Rahmen unserer turnusgemäßen Delegiertenversammlung in Sage-Haast klären, ob auch die Weser-Ems-Züchter an Gesprächen interessiert sind.

Den Stein ins Rollen gebracht hat die Landwirtschaftskammer Niedersachsen, richtig?

Mareile Oellrich-Overesch: Richtig. Wenn Volker Hofmeister in drei Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geht, stellt die Landwirtschaftskammer Niedersachsen beiden Verbänden diese Zuchtleiterstelle zur Verfügung. 

Und warum müssen sich fortan zwei Verbände quasi eine Stelle teilen?

Mareile Oellrich-Overesch: Das hat historische Gründe. Bislang bezahlte die Landwirtschaftskammer Hannover die Zuchtleiterstelle für den Hannover’schen Ponyverband, die Landwirtschaftskammer Weser-Ems aber nicht die für das Pferdestammbuch Weser-Ems. Nach der Fusion beider Behörden finanziert die neu entstandene Landwirtschaftskammer Niedersachsen eine Zuchtleiterstelle – und stellt es den beiden Verbänden frei, wie sie dies handhaben möchten.

Aber dann läuft es ja doch auf eine Fusion hinaus?

Mareile Oellrich-Overesch: Die Ponyverbände hatten unter den rückläufigen Bestandszahlen im Zuge der Wirtschaftskrise ganz besonders zu leiden, auch wenn es inzwischen wieder vorsichtig positive Trends gibt. Aber machen wir uns nichts vor. Einen umfassenden Service für unsere Züchter können wir nur bei entsprechend großen Populationen und Mitgliederzahlen bieten.

Sie sehen bei einer Fusion also nur Vorteile?

Mareile Oellrich-Overesch: Ich sehe vor allem Dingen eine Chance, kann aber die Bedenken der Züchter und Ängste der Mitarbeiter nachvollziehen. Das Beispiel Brandenburg-Anhalt zeigt, wie gut eine Bündelung der Kräfte funktionieren kann. Hier gewährleisten zwei Geschäftsstellen eine züchternahe Betreuung.

Das wäre dann auch ein Modell für Hannover und Weser-Ems?

Mareile Oellrich-Overesch: Nochmal: Sollten auch die Delegierten des Pferdestammbuchs Weser-Ems Ende Mai für Gespräche stimmen, wäre es Aufgabe der Vorsitzenden und Zuchtleiter beider Verbände, konkrete Konzepte einer möglichen Zusammenarbeit zu erarbeiten – und diese dann den Züchtern vorschlagen. Diese Konzepte könnten z.B. eine sinnvolle Aufteilung der Aufgabengebiete auf zwei Geschäftsstellen beinhalten.

Wäre das der Fahrplan für 2018?

Mareile Oellrich-Overesch: Ja, wir sollten intensiv über unsere Zukunftsperspektiven nachdenken. Wir haben jetzt die Chance, gemeinsam für die Zukunft zu planen, damit alle davon profitieren können.