Leserbrief: Sind die Besten wirklich die Besten?

"Eine solche Statistik macht wenig Sinn", sagt die langjährige Ponyzüchterin Martina Laufmöller, und macht ihrem Ärger über das Ranking der Top-Ponyhengste in einem Leserbrief Luft, den EQUITARIS hier online stellt. 

Martina Laufmöller aus dem westfälischen Ostbevern beschäftigt sich schon seit über 40 Jahren intensiv mit der Ponyzucht. Selbst aktiv im Sattel war sie nie, dennoch züchtet sie mit Leib und Seele Deutsche Reitponys - und das mit großem Erfolg. Zu ihren Zuchtprodukten gehören neben dem Nabucco R-Sohn Nightfaktor, der unter dem Sattel von Sibylle Engels siegreich in Dressurprüfungen bis zur Klasse M ist, und dem dreijährigen Hannoveraner Prämienhengst Dito (v. D-Day AT), auch zahlreiche Staatsprämienstuten.


"Ich spiele schon seit Jahren mit dem Gedanken, mich zu der FN-Statistik der Top-Ponyhengste in Deutschland zu äußern. Als vor wenigen Tagen dann die Listen für das Jahr 2017 erschienen, habe ich mich wieder gefragt: Macht eine solche Statistik Sinn?

Meiner Meinung nach ganz und gar nicht, denn die Gewinnsummenstatistiken basieren lediglich auf der Jahresgewinnsumme der Nachkommen, wobei die Anzahl der Nachkommen völlig unberücksichtigt bleibt. Natürlich hat ein Hengst, der im Jahr um die 50 Stuten deckt, eine viel größer Chance auf einen der vorderen Plätze, als ein Ponyhengst, der jährlich vielleicht nur fünf Stuten hat.

Bei den Top-Dressurponyhengsten steht mit einer disziplinbezogenen N-JGS von 24.428 Euro FS Don't Worry unangefochten an der Spitze, der Ponyhengst Nobel Nagano beispielsweise kann mit einer N-LGS von 1.245 Euro lediglich Platz 146 erreichen. Würde man die N-LGS jedoch durch die Anzahl an erfolgreichen Nachkommen im zurückliegenden Datenjahr teilen (FS Don't Worry: 185; Nobel Nagano: 14 - in diesem Fall disziplinunabhängig!), läge Nobel Nagano im Ranking sogar noch knapp vor FS Don't Worry.

Ich wünsche mir, dass die Hengste nicht in Vergessenheit geraten, die im Ranking weiter hinten stehen. Hinzu kommt, dass oftmals die besten Stuten mit den besten Hengsten angepaart werden - verständlicherweise, aber so haben es diese Hengste auch leichter, nach vorne zukommen.

Mir als Züchterin ist nicht die Anzahl an Nachkommen wichtig, sondern vor allem deren Qualität. Wem nützt es etwas, wenn - überspitzt gesagt - 100 Nachkommen zahlreiche Platzierungen in A-Dressuren mit nach Hause bringen, sich aber unter 10 Nachkommen drei Bundeschampions befinden? Ich würde mir wünschen, dass die FN in ihren Statistiken auch die Anzahl an Nachkommen mitberücksichtigen würde, nach dem Motto: Qualität statt Quantität. Vor allem möchte ich aber die Züchter dazu auffordern, jede Statistik ganz genau zu lesen, denn vielleicht versteckt sich auch in den hinteren Reihen ein interessanter Vererber für unsere Zucht!"


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