Uedem: Vom Problempony zur Seriensiegerin

Die Geschichte von dem Rennpferd Seabiscuit begeisterte bereits in den 1930er Jahren die Menschen. Von einem hoffnungsvollen Fall zum besten Rennpferd seiner Zeit, bester Stoff für Hollywood. 2003 zog der siebenfach Oscar-nominierte Film "Seabiscuit - mit dem Willen zum Erfolg" mit Tobey Maguire und Jeff Bridges in den Hauptrollen ein Millionenpublikum in die Kinos. 2003 wurde aber auch ein Pony geboren, dessen Laufbahn unleugbare Parallelen zu Seabiscuit aufweist.

In Gahlen erreichten die 16-jährige Schülerin Elena Müller und die 15-jährige Ponystute Milano zwei Siege in zwei Prüfungen, nur eine Woche später wurden es in Legden vier Siege bei fünf Starts. In den Wochen zuvor hatte das Paar unter anderem ein M**-Springen in De Mortel/NED gewonnen. Die (Erfolgs-)Geschichte der beiden erinnert ein bisschen an die Geschichte von Seabiscuit: vom teils sogar gefährlichen Problempony zum Seriensieger.

Vor sechs Jahren war die Familie Müller, eigentlich auf der Suche nach einem Pony für Elenas jüngere Schwester, in den Niederlanden auf Milano aufmerksam geworden. Als die Stute damals mit gebleckten Zähnen aus ihrer dunklen Box hervorschoss, stand dennoch für Elena fest: Die muss es sein!

Milano erblickte als Fohlen der Liebe auf einer Weide in den Niederlanden das Licht der Welt. Die Mutter war ein Appaloosa, über den Vater ist nichts genaueres bekannt. Der "Züchter" verkaufte Milano dann zur Aufzucht und die nächsten acht Jahre müssen für Milano nicht allzu glücklich verlaufen sein, war sie doch bei ihrer Entdeckung verstört und aggressiv.

Doch auch nach dem Umzug ins rheinische Uedem erwies sich der Umgang mit Milano als gefährlich. Lange versuchten Elena und ihre Familie alles, um das Vertrauen des Ponys zu gewinnen, doch nichts funktionierte. Erst ein zweimonatiger Aufenthalt bei Hermann Gerdes hat Milano in ein Reitpony verwandeln können, und in was für eines.

Der Grundstein für die Karriere von Elena und Milano war gelegt. 2013 starteten die beiden zunächst in E-Springen und auch die ersten A-Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. 2015 gewannen die beiden ihr erstes L-Springen, der erste M-Sieg gelang 2016. Und allein in diesem Jahr haben die beiden bereits sieben M-Springen gewinnen können. Nur der Preis der Besten und die Deutschen Meisterschaften sind ausgelassen worden, war Milano doch nicht ganz fit.

Nun, da für die beiden die gemeinsame Karriere endet, haben Müllers nach einem neuen Beritt für Milano Ausschau gehalten und wurden im Schwabenland fündig. Alina Schmiederer ist durch A-Erfolge mit ihrem New Forest Pony Malia (v. Van Gogh-Cassedy) bereits im zweiten Ponykader der Schwaben und bringt das nötige Feingefühl mit, um Milano gerecht zu werden. Damit das auch gelingt, hat Elena ihr eine vier DinA4-Seiten umfassende Bedienungsanleitung für Milano geschrieben. Beinhaltend, wie Milanos von Zeit zu Zeit auftretende Wehwehchen behandelt werden müssen oder wie das Pony vor dem Einritt in den Parcours gekrault werden muss und vieles mehr. Nach zwei Jahren soll Milano dann zurückkehren in den Heimatstall in Uedem und dort ihre Pension genießen.

Die ganze Familie ist dem Pferdesport eng verbunden und darin engagiert. Die Eltern Klaus und Nadja züchten Oldenburger Springpferde, die Mutter stellt die eigenen Zuchtprodukte im Parcours vor. Die jüngere Schwester Esther war im Children-Lager in diesem Jahr bei den Deutschen Meisterschaften dabei, im Sattel der selbstgezogenen Calaya (v. Calimbo-Rex Z). Und Elena war zuletzt auch schon zweigleisig auf den Turnieren unterwegs und siegte bereits mit der siebenjährigen Zangersheider-Stute Lempicka (v. Levisto-Quick Star). Die Pferde der Familie Müller stehen auf dem eigenen Hof und ihre Sattlerei SeaBis dürfte Ponyfans ein Begriff sein, schätzen doch viele von ihnen (und natürlich ihre Ponys) die herausragende Qualität der SeaBis Sättel. Zudem tritt die Firma durch großzügiges Sponsoring immer wieder in Erscheinung.

Und hier schließt sich der Kreis. Der Name "SeaBis" leitet sich nämlich von dem oben genannten Rennpferd her.