Verden: "Es geht nicht um den persönlichen Triumph, es geht um unsere Zukunft!"

Die Delegiertenversammlung des Ponyverbandes Hannover in Verden ging mit einem 80 Prozent-Votum für weitere Fusions-Gespräche mit dem Pferdestammbuch Weser-Ems zu Ende. Grund genug, mit dem 1. Vorsitzenden Joachim Völksen einen Blick in die Zukunft zu wagen.

EQUITARIS: Herr Völksen, hätten Sie mit einem solch eindeutigen Ergebnis gerechnet?

Joachim Völksen: Nein, ich bin von einer knappen Mehrheit ausgegangen, wobei wir uns dann hätten fragen müssen, ob wir den begonnenen Weg wirklich weiter gehen wollen. Andererseits hätte ich dann aber auch von den Kritikern verlangt, dass sie uns ihre Lösungen präsentieren. Bei einem weiteren Alleingang wären wir nämlich kaum um zum Beispiel drastische Gebührenerhöhungen herumgekommen.

EQUITARIS: Wie erklären Sie sich die breite Zustimmung?

Joachim Völksen: Da muss ich dem Arbeitskreis, der sich ja zu Sondierungsgesprächen zusammengefunden hatte, und insgesamt zweimal intensiv und vor allem sehr konstruktiv tagte, ein riesen Kompliment aussprechen. Der 2. Vorsitzende Siegfried Göhner, die Zuchtleiterin und Geschäftsführerin Mareile Oellrich-Overesch und der Delegierte und Hengsthalter Timo Coldewey von Seiten Weser-Ems‘ und der 2. Vorsitzende Klaus-Dieter Dahme, das Vorstandsmitglied Joachim Glienke sowie der Zuchtleiter und Geschäftsführer Volker Hofmeister von Seiten Hannovers haben eine hervorragende Basis und gute Vorschläge erarbeitet.

EQUITARIS: Die Zahlen und Fakten der Präsentation, die auf den entsprechenden Versammlungen vorgestellt wurden, haben also ihre Wirkung nicht verfehlt und die Züchter überzeugt.


Joachim Völksen: Unbedingt. Es geht ja um die Gestaltung der Zukunft und nicht um den Erhalt irgendwelcher Ämter und Posten. Das war auch der Grund, warum ich mich, genau wie der 1. Vorsitzende von Weser-Ems, Egon Wichmann, bewusst nicht für den Arbeitskreis gemeldet hatte.

EQUITARIS: Können Sie denn auch die Argumente der Kritiker verstehen?

Joachim Völksen: Ja, absolut, auch wenn vielfach eher emotional, als sachlich argumentiert wurde. Angst kann man nur durch Fakten nehmen. Und zu diesen gehört, dass wir Ende der 1990er Jahre etwa 3.300 Mitglieder hatten. Heute kämen wir – wohlgemerkt zusammen mit Weser-Ems – auf gerademal 2.600. Und diese Rahmenbedingungen werden mit Sicherheit nicht besser. Deswegen dürfen wir auch das Angebot der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, einen Teil des Zuchtleitergehalts zu tragen, nicht ausschlagen. Das sehen auch verdiente Funktionäre, wie Dieter Grober und Hans Schumacher so, die sich ganz klar für eine Fusion ausgesprochen haben.

EQUITARIS: Das klingt aber dann doch alles in allem nach einer positiven Aufbruchsstimmung.

Joachim Völksen: Ja, unbedingt. Dazu passt dann auch, dass sich aus dem Kreis unserer Delegierten spontan 20 für die Arbeitskreise gemeldet haben, die sich jetzt mit den Details einer möglichen Fusion befassen sollen. Diese Bereitschaft, sich einbringen zu wollen, hat mich unheimlich beeindruckt.

EQUITARIS: Jetzt geht es ja auch, salopp gesprochen, um das Eingemachte.

Joachim Völksen: Ja, die Strukturen der beiden Verbände sind zwar ähnlich, aber eben nicht identisch, denken Sie etwa an das Prämierungssystem bei den Hengsten. In Weser-Ems gibt es die Prämienhengste bei den Junghengsten und für die Althengste die Prämienklasse I und II bzw. Elitehengste, in Hannover nur Prämien- und Elitehengste. Auch die Stuteneintragungen sind unterschiedlich: Weser-Ems bietet mehrere Termine an, wir nur einen zentralen Termin, dafür aber mit Freilaufen.

EQUITARIS: Welche Lösungen streben Sie hier an?

Joachim Völksen: Wir wollen zweigleisig fahren und erst einmal beide Systeme, so denn möglich, parallel laufen lassen. Die Züchter sollen dann entscheiden, welche Variante sie bevorzugen. Bei der Körung setzen wir aber auf gemeinsame Veranstaltungen – ganz klar, um die Attraktivität noch mehr zu steigern.

EQUITARIS: Es wartet also noch viel Arbeit auf alle Beteiligten. Was treibt Sie dabei an?

Joachim Völksen: Es geht mir nicht um den persönlichen Triumph. Vielmehr möchte ich, dass wir für die nachfolgenden Generationen eine solide Basis schaffen.

EQUITARIS: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Völksen!