Wandel der Ponyzucht - und nun?

Die FN hat die Zuchtstatistik der deutschen Pferdezucht veröffentlicht - wieso können die Zahlen der Ponys und Kleinpferde nicht mit denen der Reitpferde mithalten?

Die gute Nachricht ist, dass es in der deutschen Pferdezucht nach Jahren wieder bergauf geht. Werden alle Rassen betrachtet, stieg die Anzahl der Bedeckungen sowie die der Fohlen, rückläufig bleiben jedoch sowohl die Anzahl der Stuten als auch die der eingetragenen Hengste.

Der Trend der Reitpferde ist besonders erfreulich. Die Anzahl der Bedeckungen brach erstmalig seit 2013 wieder die 30.000er Marke und die Zahl der registrierten Fohlen (plus 2,9 Prozent) sowie die der Zuchtstuten (plus 0,2 Prozent) stiegen ebenfalls an. Lediglich die Anzahl an eingetragenen Hengsten sank weiter ab.

Bei den Ponys und Kleinpferden sind die Zahlen relativ ausgeglichen, jedoch eher rückläufig. Während es 2016 noch 19.779 Zuchtstuten gab, sank die Zahl ein Jahr später auf 19.568. Auch die Bedeckungen sind, insbesondere bei den Deutschen Reitponys, rückläufig. 2016 wurden noch 2.573 DR-Stuten gedeckt, 2017 musste ein Minus von 6,4 Prozent auf 2.408 DR-Stuten verzeichnet werden. Positiv entwickelt hat sich lediglich die Anzahl an Fohlen. 2016 kamen 8.122 kleine Vierbeiner zur Welt, 2017 stieg die Zahl um 2,6 Prozent an auf 8.336.

Doch was ist der Grund für die sinkenden Zahlen bei den Ponys und Kleinpferden? Warum erholen sie sich nicht so, wie die Zahlen der deutschen Warmblutzucht? Als Expertin hat EQUITARIS Mareile Oellrich-Overesch gefragt. Die Zuchtleiterin und Geschäftsführerin des Pferdestammbuchs Weser-Ems hat eine Vermutung...


Worin sehen Sie die Gründe für den Wandel in der Ponyzucht?

Mareile Oellrich-Overesch: In erster Linie ist es der gesellschaftliche Wandel, der für die rückläufigen Zahlen in der Ponyzucht verantwortlich ist. Das Freizeitangebot steigt, die Pachtpreise sind zu hoch und es gibt mittlerweile zu wenig Grünland. Früher konnte man die Ponys einfach am Haus halten, heute ist alles viel komplizierter.

Welchen Vorschriften müssen die Züchter heute nachgehen?

Mareile Oellrich-Overesch: Die Ponys müssen gechippt werden, sie müssen bei der Tierseuchenkasse gemeldet sein, die neue Düngeverordnung muss eingehalten werden... Hinzu kommen die Beiträge für die Berufsgenossenschaft, steigende Futter- und Tierarztkosten, die nicht mehr jeder tragen kann.

Das geht den Reitpferdezüchtern allerdings genauso...

Mareile Oellrich-Overesch: Ja, das ist richtig. Bei den Ponyzüchtern handelt es sich aber oftmals um richtige Urzüchter, Landwirte oder Hobbyzüchter mit kleinem Einkommen. Züchter von Großpferden sind meistens finanziell besser aufgestellt. Das lässt sich natürlich nicht verallgemeinern, auch bei den Ponyzüchtern gibt es einige, die es im großen Stil betreiben - sie sind allerdings in der Minderheit.

Was kann man dagegen tun?

Mareile Oellrich-Overesch: Da gibt es nur einen Weg und der nennt sich Lobbyarbeit. Jeder kann und muss etwas dazu beitragen, das fängt ganz oben in der Regierung an. Natürlich lassen sich die Räder nicht mehr zurückdrehen, aber es ist wichtig, Verständnis für einander aufzubringen. Dazu müssen sich alle an einen Tisch setzen.